24.06.2022

Lesung "Mord in Bad Vöslau"

Norbert Ruhrhofer

»Sport ist Mord«, das hat Willi Pokorny schon immer geahnt, und beim diesjährigen Bad Vöslauer Kurstadtlauf scheint sich das Zitat tatsächlich zu bewahrheiten: Ein herzkranker Mann liegt leblos neben seinem Rollstuhl. Die Polizei geht von einem natürlichen Tod aus, doch nicht nur Willi Pokorny hegt Zweifel daran. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Toni und der schrulligen Frau Katzinger begibt er sich auf Mörderjagd – und stolpert schon bald über weitere Leichen.

Die Pokornys ermitteln im Wiener Speckgürtel: liebenswert, skurril – und unerbittlich

Kurzweilig, humorvoll und spannend – mit »Mord in Bad Vöslau« gelingt Norbert Ruhrhofer ein derart unterhaltsames Krimidebüt, dass man sich beim Lesen fragt, warum dieses großartige Ermittlerduo erst jetzt die Bühne der Kriminalliteratur betritt. Denn bei Ruhrhofer treffen die Leser*innen einmal nicht auf einen vom Leben gebeutelten Kommissar oder knallharten Privatermittler, sondern auf das durch und durch sympathische Ehepaar Pokorny, das sich mit all seinen Ecken und Kanten in die Ermittlungen stürzt. Dabei könnten die beiden unterschiedlicher nicht sein: Willi träumt zwar seit seiner Kindheit davon, Polizist zu werden, doch seine Leidenschaft für gutes Essen und sein Lebensmotto »Sport ist Mord« ließen ihn bereits mehrfach an der Aufnahmeprüfung

scheitern. Ganz im Gegensatz dazu ist seine Frau ein Fitness- und Gesundheitsfreak und weiß mit manchem guten Rat an ihren Mann aufzuwarten. Doch bei allen augenzwinkernden Reibereien sind die Pokornys vor allem eins: ein unschlagbares Team. »Mord in Bad Vöslau« ist ein witziger und warmherziger Krimi, der in einem locker-lässigen Ton erzählt wird und einen raffinierten Plot entwickelt, der zum Miträtseln einlädt. Dabei werden mit den Bürgerprotesten zum Bauvorhaben am historischen Bad Vöslauer Badplatz auch reale politische Gegebenheiten geschickt in die fiktive Krimihandlung integriert.

 

Ruhrhofer, der sich vor einigen Jahren in den malerischen Ort vor den Toren Wiens verliebt hat, schafft es dabei, mit seinen atmosphärischen Beschreibungen der Schauplätze seine eigene Begeisterung für dieses besondere Fleckchen Erde zu teilen. Dabei geht der Realismus, mit dem Ruhrhofer die Thermalstadt literarisch nachzeichnet, so weit, dass die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Fiktion aufgebrochen werden. In seinem Roman bildet der Autor nicht nur einzelne Straßen und Plätze detailgetreu ab, sondern nahezu alle Orte, Geschäfte, Restaurants und sogar die Speisen und Getränke entstammen der Realität. Und wer nach der Lektüre des Krimis noch nicht genug von Bad Vöslau bekommen hat, für den hat Ruhrhofer sich etwas ganz besonderes einfallen lassen. Auf seiner Homepage bietet der Autor ein Geo-Caching-Spiel an, das zu den Schauplätzen der Krimihandlung führt.