Kollateralschaden

In einer der Pfützen vor seinen Schuhspitzen blitzte ein Lichtreflex auf. Unter der schwarzglänzenden Oberfläche des geschmolzenen Schnees setzte sich ein Film in Gang. Unwirklich verzerrt wie in der Kristallkugel einer Wahrsagerin, in bizarren Farben und quälend langsam sah Josef Vierziger noch einmal mit an, was da vor ein paar Stunden geschehen war. Der Mann vor ihnen hatte sich gerade gebückt, um an seinen Schuhbändern herumzunesteln, als dieser Lichtblitz am Ende der schmalen Gasse aufleuchtete. Unmittelbar darauf war Conny getaumelt und schließlich gestürzt. Dann der zweite Blitz. Die Mündungsfeuer einer Schusswaffe, soviel war Vierziger sofort klar gewesen, auch wenn er den Knall der beiden Schüsse nicht hören konnte. Nicht einmal jetzt, wo diese Bilder in Zeitlupe an ihm vorüberzogen, konnte er den Ablauf der Ereignisse richtig einordnen. Hatte sich der Mann vor dem ersten Schuss gebückt oder erst danach? War er wieder aufgestanden? Der Schütze musste in einer der Nischen gestanden haben, die in dieser unregelmäßig bebauten Altstadtgasse ausreichend vorhanden waren. Vierziger konnte nicht sagen, ob jemand weggelaufen war, Schritte waren ihm jedenfalls nicht aufgefallen. Und selbst wenn es welche gegeben hätte, der frische Schnee hätte sie verschluckt. Bei der Befragung, die im Laufe des Tages unvermeidlich war, würde er einen lausigen Zeugen abgeben! Der Anruf bei seiner Kollegin Gaby war das Einzige, an das er sich vage erinnern konnte. Danach hatte er sich nur mehr um Conny gekümmert. Versucht, das viele Blut zu stoppen, das ein paar Zentimeter unter ihrer linken Schulter durch den Mantel drang und sich auf dem hellen Stoff ausbreitete.
Er musste wohl mit in den Rettungswagen gestiegen sein – aber auch daran konnte er sich nicht mehr erinnern.
Seit einer halben Ewigkeit saß er jetzt also schon auf dieser harten Bank vor dem Operationssaal und hoffte inständig auf das medizinische Wunder, das es zweifellos bei einer Schusswunde in der Nähe des Herzens brauchte.
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